Helmut Schmidt: Vom Bundeskanzler zum Mythos – Eine kritische Betrachtung durch Helmut Stubbe da Luz
Im Sommer 1974 trat Helmut Schmidt sein Amt als Bundeskanzler an und regierte acht Jahre lang. Während seiner Amtszeit schwankte seine Beliebtheit, aber nach seinem Ausscheiden aus dem Amt im Oktober 1982 wurde er in Umfragen immer beliebter. Heute gibt es keinen anderen ehemaligen Kanzler, der so stark vermisst wird wie Helmut Schmidt.
Der Historiker Helmut Stubbe da Luz, der an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg lehrte, betrachtete den verstorbenen Sozialdemokraten mit kritischer Sympathie. Gemeinsam mit dem WELT-Geschichte-Redakteur Sven Felix Kellerhoff hat er den Sammelband “Vorbild Helmut Schmidt? Politische Führung in Krisen und Katastrophen” herausgegeben.
In jüngster Zeit häufen sich die sogenannten “Helmut-Schmidt-Momente”, in denen sich die Sehnsucht nach einem Macher wie dem fünften Bundeskanzler manifestiert. Dies zeigt sich vor allem in Krisensituationen oder bei großen Herausforderungen, bei denen man sich einen entscheidungsfreudigen und durchsetzungsstarken Anführer wie Helmut Schmidt wünscht.
Stubbe da Luz beleuchtet in dem Interview auch kritisch Schmidt’s Handlungen, insbesondere in der Sturmflut von Hamburg 1962 und während des “Deutschen Herbstes” 1977. Dabei wird deutlich, dass Schmidts Entscheidungen nicht immer eindeutig beispielhaft waren, sondern auch kontroverse Diskussionen hervorriefen.
Trotzdem wird Helmut Schmidt bis heute oft als der richtige Mann in der falschen Partei betrachtet. Sein Charisma und sein Führungsstil haben auch außerhalb seiner Partei Anerkennung gefunden. Die Diskussionen um Helmut Schmidt zeigen, wie sehr politische Führungspersönlichkeiten ihre Zeit prägen und auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt noch als Vorbilder angesehen werden.
Helmut Schmidt machte sich auch Gedanken über politische Führung in der Demokratie. Seine Vorstellung war geprägt von autoritären, integrationsfähigen Führungsfiguren, die die großen Parteien leiten und das Gemeinwohl im Blick haben. In einer Zeit, in der die Politikverdrossenheit zunimmt, könnte Schmidts Ansatz heute wieder relevant sein.
Insgesamt zeigt das Interview mit Helmut Stubbe da Luz, dass Helmut Schmidt als eine prägende Figur der deutschen Geschichte betrachtet wird, die auch heute noch in Diskussionen über politische Führung und Vorbildhaftigkeit eine Rolle spielt. Sein Erbe wirkt bis heute nach und regt zu Reflexionen über politische Führung und Krisenmanagement an.